Zürich, 3. März 1776
Der Brieftext wurde anhand des Originals kritisch geprüft.
Philipp Christoph Kayser
Jakob Michael Reinhold Lenz (Straßburg)
LKB
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Ich habe Deine Manus. ewiglieber Freund durch Schloßern erhalten und was
kann
was darf ich sagen? wie will ich was sagen? Du mir die Sachen schenken mir das Glück das ich noch vor einem Jahr kaum wähnen dürfte – daß Glück Dein Freund zu seyn, vor der Welt mich nennen zu dürfen? –
Herausgeber
Deiner Sachen – – Warlich warlich ich muß schweigen! Ich kann nichts sagen – fühle mich! –
Du weißt Theurer wie Du in meinem Herzen stehst, aber darf, kann ich das wollen, daß Du mir
die Sachen gibst?–

Die Wolken sind unterdrückt. Verlaß Dich auf mein
Blut
wenn’s nöthig ist, ists Dein! Diese flüchtige Aufsäzze hoff ich noch auf Ostern herauszubringen. Doch allenfalls schreib mir,
wer
Dir Anträge gethan hat, wenn ja mein Buchhändler Mäuse machen solte.
Schreib mir’s gewiß. Papier, Druck etc. wird werden;
wie Petrarch?
Korektur
ich selbst
!! Nur bitt ich Dich um alles berichtige mir folgendes:
1) Im Matz Höcker von der Stelle:
D’ Bücher
un
nu’ und die Gesellschaften heuer
bis zu dieser:
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Sagt man sie sollen Schuld dran seyn.

2) Diese Stelle ebend: Und die Moral Aesthetik u. Tatik. Ist Tatik recht? Ich versteh das Wort nicht!
3)
In den beeden Reden über die deutsche Sprache, all die französischen Stellen sauber u. korekt geschrieben.

Du siehst selbst Schaz daß das nöthig ist, wenn ich was guts liefern will thu’s also!





Was anlangt den innern Werth der Stücke selbst, so schweig ich. Von
Dir Dir!
Dessen Werth ich kaum (wie Goethe auch nicht) kaum in den Augenblicken der trunkensten Phantasey aussprechen kann! – laß mich. Ich weiß was die Welt an Dir hat. Fluch ihr! weil sie fähig ist Dich zu verkennen. Lieber laß Dir genügen an uns Deinen Treuen! O unser hiesiger kleiner Hauf, der
Gott in Menschengestalt unser Lavater
– da bist Du oft mitten inne. Wir wißen was Du bist! Amen!
Klinger

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Das Drama ist ein Meisterstück. Aber die Musik war nicht dabey. Sende sie mir lieber – ob ich gleich nicht weiß ob sie mit darzu kan gedruckt werden. Die Vertheidigung der Wolken wird hier unter uns circulieren. Schloßer schrieb drunter:
Helas tais toi Jean Jaq. ils ne t’entendront pas
– und das ist herrlich wahr! Darf ich mich unterstehen Dir aufzutragen eine Empfehl. vor meines Goethes herrliche Schwester zu bringen. O! o! Kl. dankt Dir 1000 mal für
Petrarch. Er hat an Petrarch diesen
ter sein ganzes Labsal gefunden
die
Canzonette sorella
übersetzt die Du einmal sehen sollst. Steiner wird Dir Expl. zugeschickt haben. Er
grüßt Dich und ist Dein wie ich! Kaufm. macht mir viel Freude denn er ist eine kostbare Seele. Lavater wird immer mehr mein! O was er von seinen Feinden gepeinigt wird! Gut u. wohl Dir daß Du’s nicht so weißt. Du würdest Höllenangst für ihn leiden wie wir alle. Ich will was für ihn thun u. wär’s mein Blut und Leben, das ich ihm willig darbringe weil er ein
Heiliger
ist. Harre es wird werden!!!
Leb wohl ewiglieber Bruder. K
Zürch 3 Merz 76.


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Herrn Lenz

abzugeben bey M. Röderer an der neuen Kirch
zu
Strasburg
Provenienz
Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 32, Nr. 21. Textverlust durch Ausriss.