Schatten,
daß es ein Traum, daß es Betrug ist, aber laß – wenn es nur seine Wirkung
thut. Und wenn die vorher bestimmten Schläge durch die unsichtbaren Mächte die mich brauchen
wollen
, geschehen sind: was ist darnach an dem Instrument gelegen! Das vermuthlich zum Unglück bestimmt war.
Wende um2
Ich habe Deinen 2ten Teil Physiognomik nur flüchtig mit dem Herzog durchlauffen können, ihn bey manchen Stellen aufmerksam gemacht, ihm vorgelesen und mich gefreut. Sobald ich Ruhe finde geh ich es mit geweyhter Seele durch, jetzt bin ich auch selbst dazu unfähig. Du bist der Einzige dem ich diese Art meiner Existenz klagen kann, und nicht einmal darinn finde ich Trost. Eine gänzliche Taubheit meiner Nerven, die nur wenn ich arbeite, mich alle Stacheln des Schmerzens fühlen lassen. Sage mir ein Wort insbesondere, das wird wohlthun: aber um alles in der Welt schone mich nicht. Das macht bey mir alles nur schlimmer. Ich bin auf den Punkt verschwiegener unangenehmer Nachrichten scharfsichtiger als Du glaubst. Wahrheit ist immer der einzige Trost für mich
gewesen.
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Wie ich itzt so klein so schwach gegen ehemals mich fühle. Gieb mir mehr wirkliche
Schmerzen damit mich die imaginairen nicht unterkriegen. O Schmerzen Schmerzen Mann Gottes, nicht Trost ist mein Bedürfniß. Diese Taubheit allein kann ich nicht ertragen.
Du bist in Carlsruhe gewesen, wie mir Herr von Edelsheim, Minister am dortigen Hofe, der die Trauerpost von der russischen Großfürstin Tode hieher brachte, erzählt hat. Wie hat dirs dort gefallen? Und solltest Du nicht den Weg über Strasb. genommen haben? Und solltest Du niemand dort gesehen und gesprochen haben?
Bode ist eben von hier abgereist der Uebersetzer von Tristram Schandy. Goethens Erwin ist mit der Musik von der Herzogin Mutter Ietzt hier aufgeführt worden. Frage doch Kaysern ob er mich ganz vergessen hat? Hier warten soviele auf das Familiengemählde.
Wie wir mit Wiel. stehen, soll das Publikum nächstens öffentlich erfahren. Wie wärs, wenn er frömmer wäre als wir alle? Ein wunderbarer Mann, dessen Erkenntniß mir hier sehr wohlthut. Im Musäum (doch sags ihm nicht) laß ich bald etwas über ihn einrücken. Ich bin ihm sehr gut und seiner Frau u. Kindern.
L.
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Herrn
Herrn
JC. Lavater
Pfarrer am Waysenhause
zu
Zürich