Moskau, wahrscheinlich Ende 1788
Der Brieftext wurde anhand des Originals kritisch geprüft.
Jakob Michael Reinhold Lenz
Lawrent Brouwer (St. Petersburg)
LKB
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Mon bienfaiteur!





Le voyage que Mons. Reimann a entrepris à mon insçú et sans me vouloir permettre de l’accompagner, me donne quelques faibles lüeurs d’éspérance; car à parler sincerement mon coeur se trouvoit bien abbatú. On pretend ici que S. A. J. Madame Ia Grande Duchesse doit se permettre fort rarement à rire: mais qu’à Ia pretension des Suedois, que toute l’armée devroit rendre ses armes, et que dans ce cas le Duc de Suderm. s’engagea à negocier Ia paix avec les Turcs, elle n’ait pû s’empecher d’éclater à rire. Ce trait m’a fourni le sujet d’un petit Drame, que j’ose presenter aux yeux du seul Censeur que je connoisse .. – – – –

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Czarlot qui pleure et Czarlot qui rit, petit Drame sur la guerre des Suedois


Czarlot qui rit. On dit que toute notre armée a posé les armes.
Czarlot qui pleure. Oui Maman hiiiii.
Czarlot qui rit. Et les Suedois sont restés sous les armes
Czarlot qui pleure. Oui da Maman hiiiiiii
Czarlot qui rit. Mais qu’en sera-t-il. Toute notre armée sera prisonniere: et mon mari, bien loin de desarmer les Suedois leur fournira encore de nouvelles armes.
Czarlot qui pleure. Comme ça Maman, ce fera une jolie histoire hihiiiii
Czarlot (éclatant) Mais n’avez Vous pas entendú que les armes des Suedois consistent dans des ciseaux et mesures, et qu’ils travaillent à présent tous comme des insensés à fournir des culottes à toute notre armée et à mon mari même
Czarlot qui pleure. Que veut dire cela, h i i i i – – toute notre armée desarmée
Czarlot qui rit. Mais n’entends tu pas folle, qu’on ne peut pas venir à bout à leur faire des habits pendant qu’ils sont armés et combattent. S’il ne se trouve pas assez de ciseaux, on en fera venir de Toula
Czarlot qui pleure. Mais le Duc de Sudermannland veut nous prendre nos terres, ce n’est pas risible

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Czarlot qui rit. Mais il nous donne des draps et du fer en echange et prend service lui même dans notre armée n’est ce pas assez. C’est un prisonnier armé de cap en pieds.
Czarlot qui pleure. hiiiiii.
Czarlot qui rit. Tu es bien folle, voudrois tu que cela nous eut couté du sang. Il en est assez de tes pleurs
Czarlot qui pleure. Mais nos terres, nos terres
Czarlot qui rit. Folle, elles restent à nous: nous les prêtons à un Ami qui en a trop peu et qui a une abondance d’habitans et d’artisans qui n’ont pas de pain Qu’ils viennent le chercher en Russie
Czarlot qui pleure. Mais comme ça nous serons Suedois au bout du compte
Czarlot qui rit. Folle les Suedois ne seront pas Russes et les Russes ne seront pas Suedois, mais ils vivront dorénavant en bons amis ensemble.
Messager (tout essoufflé) Oh Malheur, sur malheur, les Suedois ont desarmé toute notre armée, et bien loin de se defendre, ils sont depouillés jusqu’à la chemise. Qu’on ordonne des prières publiques
Czarlot qui pleure tombe dans un fauteuil: C’en est donc fait
Czarlot qui rit. Mais ils viendront nous depouiller aussi.
Czarlot qui pleure. Je me meurs!

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A parler serieusement, j’avois plus de raison que tout autre à jouer le role de Czarlot qui pleure, qui ne m’a peut être pas mal rëussi, connoissant mes relations dans toute leur valeur et poids. Cela me pesoit et j’avoue que si j’étois l’homme à inspirer mes sentimens à mes chers compatriotes du sexe masculin, je ne Ies ferois pas désarmer si vite. Ils ont des tailleurs tout comme Messieurs les Suedois qui du reste, trouveront du pain par tout l’Empire, sans trop nous incommoder. La Lettre cyjointe en donnera peut être des éclaircissemens; elle étoit adressée au Comte d‘Anhalt et si mon bienfaiteur peut Ia lui faire parvenir, ce sera un faible hommage que nos coeurs portent en secrèt au legitime heritier des droits du grand Pierre. ll auroit pu nous donner un Tubingue.
On m’a dit que Mons. Gadebusch, natif de l’îsle de Rugen est decedé; je le regrette par rapport aux annales de Livonie, qu’il a eû Ia bonté de m’envoyer, quoique j’ai eû le malheur que Messieurs les Czarlots pleurants de Moscou m’aient derobé presque tous mes livres. Cela ne m’empechera pas de chercher quelque lecture qui put me fournir matière à des compositions que je mettrai aux pieds de Leurs A. J. au premier vent heureux.

Lenz.
Provenienz
Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, NL Lenz, Bd. 2, (Nr. 235), Bl. 62–63.
Übersetzung
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Mein Wohltäter!



Die Reise, die Herr Reimann ohne mein Wissen und ohne mir zu erlauben, ihn zu begleiten, unternommen hat, gibt mir ein wenig Hoffnung; denn ehrlich gesagt war mein Herz recht bedrückt. Man behauptet hier, dass Ihre Hoheit Madame die Großherzogin sich sehr selten zu lachen erlaubt: dass sie aber bei der anmaßenden Forderung der Schweden, die ganze Armee solle ihre Waffen übergeben und in diesem Fall verpflichte sich der Herzog von Suderm., mit den Türken über Frieden zu verhandeln, sich nicht habe enthalten können, laut herauszulachen. Diese Episode hat mir den Stoff für ein kleines Drama geliefert, das ich dem einzigen Zensor vorlege, den ich kenne. –
Weinender Czarlot und lachender Czarlot, kleines Drama über den Krieg der Schweden
Lachender Czarlot: Man sagt, dass unsere ganze Armee die Waffen niedergelegt hat.
Weinender Czarlot: Ja, Mama, hiiiii.
Lachender Czarlot: Und die Schweden stehen weiter unter den Waffen
Weinender Czarlot: Ja da Mama, hiiiii
Lachender Czarlot: Aber was gibt das? Unsere ganze Armee wird gefangengenommen: und mein Gatte, weit entfernt, die Schweden zu entwaffnen, wird ihnen noch neue Waffen liefern.
Weinender Czarlot: Das gibt eine schöne Geschichte, Mama hihiiiii
Czarlot (ausbrechend): Aber habt ihr nicht gehört, dass die Waffen der Schweden Scheren und Maßbänder sind und dass sie gerade wie die Wahnsinnigen daran arbeiten, unsere ganze Armee und selbst meinen Gatten mit Hosen zu versorgen
Weinender Czarlot: Was soll das bedeuten, hiiiii – unsere ganze Armee entwaffnet
Lachender Czarlot: Aber begreifst Du Verrückte nicht, dass man ihnen keine Kleider machen kann, während sie bewaffnet sind und kämpfen. Wenn nicht genug Scheren da sind, wird man welche aus Tula kommen lassen
Weinender Czarlot: Aber der Herzog von Sudermannland will uns unser Land wegnehmen, das ist nicht zum Lachen!
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Lachender Czarlot: Aber er gibt uns dafür Tuch und Eisen und dient selbst in unserer Armee, reicht das nicht? Er ist ein von Kopf bis Fuß bewaffneter Gefangener.
Weinender Czarlot: Hiiiii.
Lachender Czarlot: Du bist ja verrückt, hättest Du dafür Blut vergießen wollen. Es reicht jetzt mit deinem Geheule
Weinender Czarlot: Aber unser Land, unser Land
Lachender Czarlot: Du Verrückte, unser Land gehört weiter uns: Wir leihen es einem Freund, der zu wenig davon hat, dafür aber zu viele Einwohner und Handwerker, die kein Brot haben. Mögen sie es in Russland suchen
Weinender Czarlot: Aber letztendlich werden wir so zu Schweden
Lachender Czarot: Du Verrückte, die Schweden werden keine Russen werden und die Russen keine Schweden, aber sie werden von nun an in guter Freundschaft miteinander leben.
Bote (ganz außer Atem): Oh weh oh weh, die Schweden haben unsere ganze Armee entwaffnet, und anstatt sich zu verteidigen, sind sie bis aufs Hemd ausgeplündert. Man ordne öffentliche Gebete an
Weinender Czarlot (lässt sich in einen Sessel fallen): Nun ist es also geschehen
Lachender Czarlot: Aber sie werden kommen und auch uns ausplündern.
Weinender Czarlot: Ich sterbe!


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Ich hatte wirklich mehr Recht als jeder andere, die Rolle des weinenden Czarlot zu spielen, die mir vielleicht gar nicht schlecht gelungen ist, da ich meine Verhältnisse in ihrem ganzen Wert und Gewicht kenne. Das bedrückte mich, und ich gestehe, dass ich, wäre ich der Mann, meinen werten Landsleuten männlichen Geschlechts meine Gefühle einzuflößen, sie nicht so schnell entwaffnen lassen hätte. Sie haben Schneider ganz wie die Herren Schweden, die übrigens im ganzen Reich Brot finden werden, ohne uns allzu sehr zu belästigen. Der beiliegende Brief gibt vielleicht Aufschluss darüber; er war an den Grafen von Anhalt adressiert und wenn mein Wohltäter ihn ihm zukommen lassen kann, wird das eine schwache Huldigung sein, die unsere Herzen heimlich dem legitimen Erbe der Rechte Peters des Großen entgegenbringen. Er hätte uns ein Tübingen geben können.
Man hat mir berichtet, dass der auf der Insel Rügen geborene Herr Gadebusch gestorben ist; ich bedaure das wegen der livländischen Annalen, die er mir gütigerweise geschickt hat, obwohl ich das Unglück hatte, dass die weinenden Herren Czarlots aus Moskau mich fast all meiner Bücher beraubt haben. Das wird mich nicht daran hindern, irgendeine Lektüre zu suchen, die mir Stoff für die Werke liefern könnte, die ich den jungen Hoheiten bei der ersten günstigen Gelegenheit zu Füßen legen werde.
Lenz.