Straßburg, wahrscheinlich Mitte 1774
Der Brieftext wurde sekundär überliefert.
Jakob Michael Reinhold Lenz
Johann Wolfgang Goethe (Frankfurt am Main)
LKB
Johann Caspar Lavater berichtet von einem Lenz-Brief an Goethe und zitiert ein Gedicht daraus. „Herrliches Briefchen von Lenze an Goethe etc.“:

Giebst mir ein, ich soll dich bitten.
Wie der König
Salomo
.
Herr, ach, Herr was soll ich bitten,
Geh hinauf zu deinem Himmel,
Bitt’ um dieses Stückgen Himmel!
Und ein wenig Sonnenschein!
Aber laß mir Bruder Goethen,
den du mir gegeben hast.
Dessen Herz so laut zu dir schlägt.
O für ihm bitt’ ich mit Thränen
Halt ihm nur den Rücken frey
Platz wird er sich selber machen
Nur beschirm mit deinem Schilde
Ihn vor Feinden, mehr vor Freunden
Die an seinen Arm sich henken
Und den Arm ihm sinken machen
Ach! bewahr ihn nur vor Freunden
Die ihn nicht verstehn, und gerne
Ihn zu ihrem Bilde machen.
Oder kanns nicht seyn, so mache
Mich nur nicht zu seinem Freunde!
Provenienz
Zürich, Zentralbibliothek, FA Lav. Ms. 16a; Abschrift des Lenz-Gedichts von Johann Caspar Lavater in seinem „Tagebuch einer Reise nach Bad Ems im Sommer 1774“, Heft X, [S. 10], unter dem Datum vom 15. Juli 1774.