Straßburg, Juli 1775
Der Brieftext wurde anhand des Originals kritisch geprüft.
Jakob Michael Reinhold Lenz
Johann Caspar Lavater (Zürich)
LKB
Lavater! ich habe Dir einen Vorschlag. Du hast einen Buchhändler dem Du aufhelfen möchtest. Ich habe ein Gedicht das mir am Herzen liegt, hier ist eine Probe davon. Ich möchte Deinem Buchhändler das Gedicht schenken, wenn er mir sauberen Druck, sauberes Pappier und allenfalls ein Paar gutgestochene Vignetten, die zum Text paßten und bey denen Du ihm mit Deinem Geschmack zu Rathe giengest verspräche. Es wäre mir sehr viel dran gelegen das Gedicht noch vor meiner Abreise in fremde Länder fertig zu sehen, um es jemanden überreichen lassen zu können, der sehr viel Antheil daran nehmen wird.
Antworte mir bald mein würdiger Bruder! Ich hoffe und wünsche mein Brief werde Dich an keinem Geschäft unterbrechen. In die Iris ist nun der Anfang gemacht worden meine Uebersetzung von Ossianen einzurücken
Ich habe nach Liefland geschrieben, Dir Subskribenten zur Physiognomik anzuwerben. Ich hoffe es geht. Mit Gott. Sollte ich einst fort seyn, erkundige Dich nur bey Röderern
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am linken Rand, vertikal
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Laß das Blatt Gedicht nicht aus Deinen Händen kommen. Wie schmeckt Dir die Ruh auf den Lorbeern!
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am linken Rand, vertikal
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Provenienz
Zürich, Zentralbibliothek, RP 20, Nr. 3. Bei dem „Blatt Gedicht“ handelt es sich wohl um Lenz’ „Petrarch“.