Zürich, 19. März 1776
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Johann Konrad Pfenninger
Jakob Michael Reinhold Lenz (Straßburg)
LKB
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Lenz! Dir gebührt von mir Lob u: Dank u: Preis, um all Deine schöne herrlichen Dinger, die mir von Dir zu Durchsicht kamen – Zu Herzen kamen – für die Dinge, die Du mir letzten Sommer schenktest, u: für den letzten Gruß durch Röd: – o Lenz! wie ich allen die fern sind abgestorben bin, – ’s schmerzt bisweilen nicht wenig. Doch könnt ich nur Dich nahen, Dich nächsten genießen, daß es heißen könnt
genuß!!
Liebster! Du sendest Kaisern bisweil ein Liedchen, worein unser einer schließen mögte, Du hättest viele, schwere, giftige Leiden; – Todeswunden – Ich leide oft mit Dir nach Maaßgab meiner Kälte.
Laß uns auf das was kommen soll, das edle große Werk
nicht sol
„das in d. Leben Epoque machen soll“ – nicht so lange warten, als unser Herr Gott auf den Meßias. Und Du kommst gen Zürich! Das soll mir in meiner unseligen Abgeschiedenheit von Dir Trost seyn; so ich nicht krank seyn werde, u: das mich an Deinem Genusse stören sollte, wie ao 75 an Göthe p:
Veracht’ die 2 Worte nicht; sie sind im Bethe geschrieben mit viel Liebe u: Anstreben Deiner – wovon Dinte nichts zeigt.
Pf.

Zürich 19 März 1776.

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Herrn Lenz.
abzugeben
bey Herrn Mag. Röderer.
an d Neuen Kirche
in Straßburg.
Provenienz
Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 32, Nr. 41.