Giesen, den 27sten Merz. 1776
Das Frankfurter Zeitungs-Unwesen hat doch was Gutes gestiftet, da mirs einen Brief von Ihnen erworben. Wenn Ihnen was dran gelegen ist, zu wißen, wie ich dran gekommen, so hören Sie. Mit Anfang 1775 beredte mich Doctor Bahrdt, das für Herrn Deinet zu thun, was er bisher gethan, nemlich die hier für ihn gemachte Recensionen einzusammeln, und zuweilen selbst eine zu machen. Ich probirte das einige Wochen, sah aber bald, daß Herr Deinet hineinsetzte, was er wollte; darum ließ ich unter meine Anzeigen meinen Namen setzen. In jenen ersten Wochen machte ich auch eine Anzeige von Herders Schrift über die G. d. M. unter der mein Name nicht steht, und die Sie überzeugen könnte, daß ich die Schrifft achte, wie sie es verdient. Desto frappanter war es, daß Ihr Aufsatz in ders. Z. mich beschuldigte, ich sehe Herder nicht über die Achsel an. Ueber den Aufsatz hätte ich ganz
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Die eigentl. Absicht meines Briefs ist, meine Freude zu bezeugen, daß Petrarch,
von dem bisher unter uns manche Karrikatur erschienen, durch Sie dargestellt worden, wie er ist. Ziehen Sie doch ja von Oßian
und Shakspear
Ihre Hände nicht ab. Ein Ehrenretter Petrarchs, Oßians und Shakspears gewesen zu seyn, ist eine Hauptblume in Ihrem Kranz. Im deutschen Museum habe ich eben Ihren Zerbin gelesen, und die Messe bringt uns wieder ein Schauspiel von Ihnen. Göthens Stella fliegt jetzo durch Deutschland. Herr Klinger hat ein Stück in Hamburg spielen lassen. Ein denkwürdig Jahr!
In wenig Wochen wird Taschenbuchs sechste Abtheilung, unerachtet der vielen Almanache fertig, und, wenn ich öfters Geschenke, wie die von Ihnen erhalte, kann es noch lange dauern. Ich halte es für verdienstlicher, Taschenbücher und dergleichen zu sammeln, als zu kritisiren. Dies behauptet mit Aufrichtigkeit
Ihr
Verehrer
Christian Heinrich Schmid.
Verehrer
Christian Heinrich Schmid.