Darmstadt, Ende März 1776
Entwurf
Der Brieftext wurde anhand des Originals kritisch geprüft.
Jakob Michael Reinhold Lenz
Luise König (Straßburg)
LKB
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Und Sie Freundin von Fräulein Waldner und Vertraute ihrer Geheimnisse und können zugeben daß sie einen Mann heurathe, der ihrer nicht werth ist, den ihr Herz nicht wählen kann. Sie die alle die fürchterlichen Folgen von dergleichen Verbindungen nicht allein durch ihr eigenes Gefühl sondern durch soviel neue Erfahrungen einsehen – Sie können den Ausdruck brauchen, auf Ostern wird ihr Glück entschieden mir das offen zuschicken –
Ich habe keinen Namen meine Verachtung und meine Wuth auszudrücken. Sie mir
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das zuschicken – und lachend – um mir den Antheil zu belohnen den ich an Ihrer Freundinn Schicksal genommen? Also beleidigte Sie das? Und Sie nennen sich Freundinn? Und Ihre freundschaftlichen Rathschläge haben vermutlich den Entschluß des Fräuleins bestärken helfen.
Nun wohl! da die Sache nicht mehr zu hintertreiben ist so hinterlaß ich Ihnen dies Blättgen zur schuldigen Danksagung. Mein Schicksal ist auch entschieden
Lenz.
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am linken Rand der zweiten Seite, vertikal
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Mein Antheil war kein andrer als den jede edle Seele an dem Schicksal eines Frauenzimmers wie das nehmen mußte: Ein Teuffel müste ich seyn ruhig zuzusehen, daß sie unglücklich seyn soll
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am linken Rand der zweiten Seite, vertikal
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Provenienz
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana 5, Nr. 18. Entwurf in Bleistift.