am Karfreytage 1776.
In diesem Augenblick, meine theureste Mutter! da ich der Mutter meines Goethe schreibe, in seinen Armen in seinem Schooß, schreib ich auch Ihnen, sag Ihnen, daß ich jetzt in Weymar bin, wo Goethe mich heut dem Herzoge vorstellen wird.
Laßen Sie sichs nicht reuen daß ich immer noch so herumschweiffe. Gott führt jeden seinen Weg, es bleibt dabey daß ich Sie u. meinen lieben Vater überall im Herzen herumführe und Ihnen keine Schande machen will.
Sagen Sie unserm lieben Vater, er soll alle unsere Geschwister und Freunde an einem Sonntage zusammenbitten und meines Bruders Goethe Gesundheit trinken. Alsdenn seiner Mutter, seiner Schwester, seines Vaters und dann meine. Die Rangordnung hat ihre Ursachen.
Ich werde Papaen schreiben eh ich von hier wegreise, bitten Sie ihn daß er immer gleich zärtlich gleich gütig gegen mich bleibt. Küßen Sie alle meine Geschwister von mir. Und all unsere Freunde.
Jakob M R Lenz.
Was macht Schwester Liesgen?
Abends.
Ich bin 2 Stunden beym Herzoge gewesen und werde Morgen Mittag bey ihm essen. Sehr gnädig empfangen worden. – Was für große trefliche Leute kennen gelernt! All das dank ich Ihnen mein Vater! bethen Sie ferner für mich.