Weimar, 12. Mai 1776
Der Brieftext wurde anhand des Originals kritisch geprüft.
Jakob Michael Reinhold Lenz
Heinrich Christian Boie (Hannover)
LKB
Weymar d. 12ten May


Das letzte Wort das ich Ihnen sowohl als Ihrem Freund Hellwig dem ich dies zuzuschicken bitte über die Wolken schreibe, ist, daß Sie, wenn nicht wie ichs verlange und wie mirs ist
versprochen
worden, alle noch daseyende Exemplare verbrannt worden, niemand grösseren Schaden thun als
sich selber.
Zu geschweigen daß
bloß unter diesen Bedingungen
Strephon der mir sonst unter 20 Louysd. nicht feil gewesen wäre Ihnen überlassen worden ist, so erkenne ich weder die Wolken noch die Vertheidigung derselben für meine Arbeit und nur
mente captus
könnte sie Goethen zuschreiben der in seinen gegenwärtigen Verhältnissen sie verabscheuen würde wenn er sie sähe. Sie würden also nur dienen den
Herausgeber
völlig zu
dekreditiren
der alles auf seine Hörner nehmen müßte und zwischen mir und ihm eine ewige und unwiederherzustellende Entfernung zu veranlassen die mich nöthigte mich öffentlich als seinen Feind zu erklären und alle meine Kräfte aufzubieten ihm in mehr als einer Rücksicht ein solches Verfahren reu zu machen. Welches mir nicht schwer fallen soll
Lenz.
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am linken Rand, vertikal
left
Sie bekommen von nun an lieber Fr. eher keine Sylbe von mir als bis ich über die Wolken und ihre Vertheid. völlig beruhigt von Ihnen bin. Wo sie ein Mensch zu sehen kriegt, so weiß ich was ich thue
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am linken Rand, vertikal
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Provenienz
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana, Sammlung Autographa 1, Nr. 13.