Emmendingen, Januar/Februar 1777
Der Brieftext wurde anhand des Originals kritisch geprüft.
Jakob Michael Reinhold Lenz
Christoph Martin Wieland (Weimar)
LKB
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Es scheint Lieber! Du weißt nicht oder willst nicht wissen, wer die Ursache des ganzen Litterarischen Lärmens gegen Dich war. Ich ließ
Götter Helden und Wieland
drucken und ohne mich hätten sie das Tageslicht nimmer gesehen.
Ich hätte Dirs in Weymar gesagt, ich fürchtete aber es würde zu viel auf einmal geben. Einmal aber muß es vom Herzen ab und so leb wohl!

Lenz.



Hier eine kleine Romanze von Pfeffeln aus Colmar, die du wohlthun würdest deinem Merkur einzuverleiben.

verte.


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Emma und Eginhard
an Barthy


Geh Betti schließ die Laube zu
Und gieb die Harfe mir
Von einem Fräulein schön wie Du
Sing ich ein Liedgen Dir




Der große Carl ein Teutscher Held
Des Fräuleins Vater war
Die Sachsen schlug er aus dem Feld
Und manche Mauren Schaar




Doch Emma war so furchtbar nicht
Mild heiter Minnereich
Ein Rosenbeet war ihr Gesicht
Ihr Aug dem Himmel gleich




Die schlaue Mutter hielt sie hart
Kein Ritter kam ihr nah
Bis auf den Junker Eginhard
Den Schreiber des Papa.
Provenienz
Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Autographen Böttiger K. 29 (Lenz); bei Freye/Stammler und Damm noch datiert auf Berka, Juli 1776; vgl. Wielands Briefwechsel. Bd. 5. Bearbeitet von Hans Werner Seiffert. Berlin: Akademie-Verlag 1983, S. 598 (nach dem o. g. Autograph); siehe auch ebd., Bd. 6, Tl. 3 (1995), S. 1627f.