Colmar, 5. April 1777
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Ramond de Carbonnières
Jakob Michael Reinhold Lenz (Emmendingen)
LKB
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Colmar le 5. avuril 1777.



J‘a appris à Strasbourg, Monsieur et cher ami, votre Séjour à colmar, et j’ai bien regretté de n’y pouvoir pas être avec vous. il fallait des affaires aussi essentielles que celles qui m’y retenaient pour m’ empêcher de vous y rejoindre. ce qui peut seul me consoler de ce ceontretems est l’espérance que vous avéz donné à Mrs. Pfeffel et Lersée de y vous y revoir. Je vous engage pour ma part à ne point manquer à vôtre parole; et je desire bien, être au nombre des Raisons qui vous Engageront à la tenir. Voicy, mon cher ami, mon pauvre drame, imprimé tant bien que mal; et accoutumé par les soufflets du correcteur aux soufflets des critiques. vôtre Nom est ce qu’il y a de mieux dans l’ouvrage, et vôtre approbation est son mérite. pour completter l’hommage, le faible hommage que ma dedicace rend à votre protection; je devais en exprimer la raison dans une Epître dédicatoire, mon ami mathieu n’a point Voulu le permettre; il m’ a dit que je ne pourrais nommer vos ouvrages ou parler de vos
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Talens sans compromettre ou vos Secrètes ou vôtre modestie .….. et quand aux qualités de vôtre coeur, c’est dans le coreur de vos amis qu’ elles Sont et doivent être consacrées, plutôt que dans un vain éecrit. daigné être le protecteur de celuicy, comme vous avéz été Son parrain; daigné être le mécêne de faibles Talens qui ont besoin de grands talens pour en être dirigés; daigné m‘associer pour quelque chose a votre réputation.
Mon ami Mathieu, qui se glorifie d’êetre le vôtre me charge pour vous des plus Tendres assurances d’ attachement. il se reproche de ne vous avoir pas écrit depuis longtems; mais l’incertitude de votre demeure et de la direction de votre course, l’en a Empêché. depuis vôtre départ de Weimar il vous attendait toujours à Strasbourg, où vous avéz passée sans voir
 
auceuns
de ceux qui vous sont si sincèrement attachés; il me charge de vous en faire mille Reproches.

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Encore un mot. J’ai été bien flattée de l’approbation dont leurs altesses les duchesses de Weimar ont daigné honorer mon ouvrage, je vous dois ce triomphe, mon cher ami, et vous en dois des Remercimens; il ne me reste qu’ à vous demander Conseil sur la maniere de faire passer à cette cour quelques Exemplaires que je dois en hommage. vous avéz eû la Bonté de dire à mon frêre que vôtre ami l’illustre M. Goethé se chargerait de les présenter. est il nécéssaire, est il àpropos que j’ecrive aux duchesses; ou seulement a Made la douairiere, ou poin du tout? Je vous Supplie de vouloir bien m’ eclaircir là-dessus, vous me rendré un Grand Service.
M. Schlosser vous remettra, Mon cher ami ce paquêt cy. J‘ai l’honneur de lui écrire et de lui offrir un éxemplaire de mon drame; je le prie en même tems de consentir à se dessaisir de vous
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pour quelques jours, et à vous envoyer à Vos amis de colmar, qui lui en auront la plus grande obligation.
J’attend, Mon cher ami, l’instruction que vous voudréz bien me donner, pour prendre la libérté d’ écrire à M. Goethé et le prier d’ accepter un témoignage de ma Vénération pour sa personne et ses ecrits.
J’ay l’honneur d’Être avec le plus sincêre et parfait attachement, Monsieur et cher ami,

Votre très humble
et très obéissant serviteur
Ramond

avocat au Conseil.
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links unten am Rand
bottom left
Provenienz
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana 5, zwei Briefe Ramond de Carbonnières an Lenz, Nr. 2.
Übersetzung
In Straßburg habe ich, mein Herr und lieber Freund, von Ihrem Aufenthalt in Colmar erfahren und sehr bedauert, nicht mit Ihnen dort sein zu können. Die Wichtigkeit der Geschäfte, die mich zurückhielten, hinderte mich, Sie dort zu treffen. Was mich über dieses Missgeschick hinwegtrösten kann, ist allein die Hoffnung, die Sie den Herren Pfeffel und Lerse gemacht haben, Sie dort wiederzusehen. Ich nehme Sie in die Pflicht, Ihr Wort nicht zu brechen; und ich wünsche sehr, einer der Gründe zu sein, die sie daran binden, Ihr Wort zu halten. Hier ist, mein lieber Freund, mein armseliges Drama, mehr schlecht als recht gedruckt; und durch die Ohrfeigen des Korrektors an die Ohrfeigen der Kritiker gewöhnt. Ihr Name ist das Beste in diesem Werk, und Ihr Zuspruch ist sein Verdienst. Um die Huldigung zu komplettieren, die schwächliche Huldigung, die meine Widmung Ihrer Protektion erweist; sollte ich die Gründe dafür in einer längeren Widmung darlegen, mein Freund Mathieu wollte das nicht erlauben; er hat mir gesagt, dass ich Ihre Werke nicht nennen und von Ihren Begabungen nicht sprechen könne, ohne entweder Ihre Geheimnisse oder Ihre Bescheidenheit bloßzustellen und was die Qualitäten Ihres Herzens betrifft, so müssen diese im Herzen Ihrer Freunde sein und dort geweiht werden, viel eher als in einer eitlen Schrift. Geruhen Sie, sein Beschützer zu sein, wie Sie sein Pate gewesen sind; geruhen Sie, der Mäzen schwacher Talente zu sein, die große Talente benötigen, um von ihnen geführt zu werden; geruhen Sie, mich ein wenig an Ihrem Ruhm teilhaben zu lassen.
Mein Freund Mathieu, der sich rühmt, der Ihre zu sein, lässt mich Ihnen die Versicherung seiner zärtlichsten Zuneigung ausrichten. Er macht sich Vorwürfe, Ihnen so lange nicht geschrieben zu haben; aber Ihr ungewisser Aufenthaltsort und Ihr ungewisses Ziel haben ihn daran gehindert. Seit Ihrer Abreise aus Weimar hat er Sie immer in Straßburg erwartet, wo Sie durchgereist sind, ohne irgendjemand von denen zu besuchen, die Ihnen so aufrichtig zugetan sind; ich soll Ihnen deswegen tausend Vorwürfe machen.
Noch ein Wort. Ich war sehr geschmeichelt vom Zuspruch, mit dem Ihre Hoheiten die Herzoginnen von Weimar mein Werk zu ehren geruhten, ich verdanke Ihnen, lieber Freund, diesen Triumph und schulde Ihnen Dank; es bleibt mir nur noch, Sie um Rat zu fragen, auf welche Weise ich an diesen Hof einige Exemplare, die ich als Huldigung schuldig bin, schicken kann. Sie hatten die Güte, meinem Bruder mitzuteilen, dass Ihr berühmter Freund Goethe diese darbietet. Ist es nötig, ist es angebracht, dass ich den Herzoginnen schreibe; oder nur an Madame die verwitwete Fürstin oder überhaupt nicht? Ich bitte Sie inständig, mich darüber aufzuklären, Sie werden mir einen großen Dienst erweisen.
Herr Schlosser wird Ihnen, lieber Freund, dieses Paket hier übergeben. Ich habe die Ehre, ihm zu schreiben und ihm ein Exemplar meines Dramas zu schenken; ich bitte ihn gleichzeitig darum, sich Ihrer für einige Tage zu entledigen, und Sie zu Ihren Freunden aus Colmar zu schicken, die ihm dafür zu größtem Dank verpflichtet sein werden.
Mein lieber Freund, ich erwarte gütigst Ihre Weisung, um mir die Freiheit zu erlauben, an Herrn Goethe zu schreiben und ihn zu bitten, einen Erweis meiner Verehrung seiner Person und seiner Schriften entgegenzunehmen.
Ich verbleibe in aufrichtiger und größter Zuneigung, mein Herr und lieber Freund, Ihr Ihnen treu ergebener Diener
Ramond
Anwalt am Conseil.