Zürich, Anfang November 1777
Der Brieftext wurde anhand des Originals kritisch geprüft.
Jakob Michael Reinhold Lenz
Jakob Sarasin (Basel)
LKB
Hier lieber Sarasi sitz ich wieder an La-Vaters Tisch, darf mit seiner Feder an Sie schreiben, einen Gruß an Sie schicken, obschon er Ihren Brief nicht gelesen.
Ihre Anmerkung über meine Silhouette hat mich traurig gemacht. Freylich muß ich suchen mich noch besser kennen zu lernen.
Ich komme aus Marschlins wo ich nichts als Ruinen und so dann aus dem Valtelin, wo ich den Minister Salis fand. Von da über Bergen Gottes zurückeilte Bernina und Julier, in das Glarnerland, wo wieder, so wie überall, so viel Gutes und Böses durcheinander liegt. Immer Schauplatz, um Engel darauf handeln zu sehen und die handelnden Personen –
grossentheils
Teuffel, auch oft in Lichtsgestalt. –
Wollten Sie so gütig seyn und den Coffre den Herr Schlosser mir geschickt hat, so gleich aufmachen und ein versiegeltes Buch an Herrn Lavater herausnehmen, das er ausserordentlich nöthig braucht. Sie sind so gütig es aufs schleunigste hierher zu übermachen mit reitender oder fahrender Post wie es am schnellsten geht. Ich habe keinen Augenblick weiter zu versäumen, die Post geht ab.
Lenz


Verzeyhen Sie die Eilfertigkeit.
1
Am linken Rand, vertikal
left
Verse künftig und viel Empfehlungen auch Pfeffeln u. Lersen
1
Am linken Rand, vertikal
left
Provenienz
Basel, Staatsarchiv, PA 212 F 11, 27, 10, Nr. 12.