Wiswyl den 13ten August 1778.
Es freut und beunruhigt mich theuerster Freund und Gönner! daß eine Commission mir abermals Gelegenheit verschafft mich schrifftlich mit Ihnen zu unterhalten; sie freut mich, weil ich sonst noch nicht im Stande bin, meine Briefe meinem Freund und Gönnern interessant zu machen, beunruhigt mich aber doch durch die Furcht, Ihnen unbescheiden und beschwerlich zu fallen. Sie betrift 4 Bücher großes fein geschlagenes Gold das zur Verguldung eines Schildes in dem Hause da ich wohne gebraucht wird; dieses Schild, das Sn. Durchlaucht der Herr Markgraf als sie durch Wiswyl reisten, persöhnlich dem Besitzer dieses Hauses, meinem nunmehrigen rechtschaffenen Kostherrn dem Hn. Förster Lydin bewilligt haben, als eine Gunst für dero Aufenthalt in diesem Hause, war schon
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halb fertig verguldet, als auf einmal die zwey Hn. Goldschläger in Strasburg die das Gold dazu geliefert; weil sie zu einer Kirche die auf Michäel fertig werden soll, verdungen worden, keines mehr hieher liefern konnten, Herr Lydin also, der auf baldige Vollendung des Schildes eben so sehr pressirt da er den Mahler dazu im Hause hat, sich nach Basel wenden muß, wozu ich ihm meine Intercession bei Ihnen oder Dero Herrn Bruder angeboten; wollten Sie also die Gütigkeit haben 4 Bücher großes feingeschlagenes Gold auf die fahrende Post nach Emmendingen unter dem Couvert des Posthalters Sander
dem es allenfalls mit ein Paar Worten zur baldigsten Beförderung nach Wiswyl
empfohlen werden kann, wohin er täglich Gelegenheit hat nur
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unter folgender Adresse, „an Hn. Lenz, abzugeben
bey dem Förster Lidynn, zu Wiswyl zuzuschicken
und den genauesten Preiß hinzuzusetzen, das Geld soll auf das prompteste mit dem verbindlichsten Dank an Sie wieder nach Basel übermacht werden. Ich beschäftige mich hier unter Anleitung des Herren Lydinn mit dem Ackerbau und der Jagd, die mir tausend Vergnügen anbietet und meinen Kopf von Tag zu Tag mehr aufheitert, da die körperliche Bewegung, die Entfernung von Büchern und der Umgang mit einem Manne der in der Einrichtung seines Hauswesens und Ausfüllung der ganzen Sphäre in die ihn die Vorsehung gesetzt hat, mir auf jedem Schritt eine neue Wahrheit aufschließt; mir die Entfernung von meinem theuren Wohlthäter Schlosser, auf dessen baldige Wiederkunft ich dennoch zähle, ungemein versüßen. Da Wiswyl nur drey Stunden von Emmedingen ist, so hoffe ich wenn er von Frankfurt zurück gekommen ist, eine kleine Veranlassung mehr, zu seinem öftern Besuche hieher zu werden.
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Wollten Sie so gütig seyn mein Gönner! durch eine geneigte Sorge für meinen dreisten Auftrag, mir Gelegenheit zu geben, den braven und rechtschaffenen Mann bey dem ich wohne auch Ihnen zu verbinden, da auf diese Weise das begehrte Päckgen Gold schon künftigen Montag in Emmedingen seyn könnte – – so würde ich diese Gewogenheit mit zu dem grossen Conto setzen, auf welches ich zeitlebens nur die Interessen zahlen kann durch die Versicherung der aufrichtigen und beständigen Ergebenheit mit der ich beharre
Ihr
gehorsamer Fr. u. Diener.
JMR Lenz.
gehorsamer Fr. u. Diener.
JMR Lenz.
Dero Frau Gemahlinn und werthesten Angehörigen bitte mich bestens zu empfehlen, ingleichen dem neuen Führer der letzteren.
Den Preis bitt doch ja hinzuzusetzen, da es nicht meine Sache ist – – – für die Güte der Ware brauche ich nicht zu sorgen