Weisweil, 30. September 1778
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Jakob Michael Reinhold Lenz
Jakob Sarasin (Basel)
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Nur die Erwartung der Ankunft unsers Herrn Hofraths, theurester Herr Gerichtsherr und die darauf eingelauffene Nachricht von seiner Unpäßlichkeit, hat unsere Reise nach Basel verzögert und kann der unverzeyhlichen Inakkuratesse mit der mein voriger Brief an Sie abgelauffen zu einiger Entschuldigung dienen. Eben diese Ankunft die wir täglich erwarten wird unsere Reise aufs längste in zehn Tagen bestimmen, darf ich unterdessen im Namen meines Försters, wie Sie
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ihn zu nennen belieben, Sie um noch eine gütige Auslage, bestehend in einem viertel Centner mittleren Berner-Pulvers, das man hier und in Strasburg nirgend so gut haben kann, nebst dem genauesten Preyse zu ersuchen, welches mit eben der Gelegenheit hieher spedirt werden kann. Das Geld für beyde Artikel werde die Ehre haben Ihnen mit verbindlichstem Dank (vielleicht in Gesellschaft des Herrn Hofrath Schlossers und seiner Gemahlinn) mit meinem
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fürtreflichen Förster selbst einzuhändigen.
Wie erwünscht die Zeitung von der glücklichen Niederkunfft Ihrer verehrungswürdigen Gattin – und wie reitzend Ihre Einladung in eine Baurenhütte am Mäyenfels einem Menschen unter meinen Umständen gewesen will ich Ihrer gütigen Freundschaft für mich lieber zu vermuthen überlassen. Auch bitte ich mir noch manchen guten Rath persöhnlich aufzuheben, der mein künftiges Leben, wenn der Himmel mich dessen würdigt und seine Zufriedenheit dem Ihrigen ähnlich zu machen fähig wäre. Leben Sie glücklich bis dahin und empfehlen mich Ihrer unverbesserlichen Hälfte. Dero
gehorsamster
J M R Lenz.

Weisweil d. 30sten Septbr. 1778.

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N. S. Darf ich Sie gehorsamst ersuchen, doch gelegentlich den Meister des guten Conrads, der mir geschrieben, ingeheim erinnern zu lassen, er möchte wo möglich ihn noch nach Weyhnacht in Arbeit behalten.
Provenienz
Basel, Staatsarchiv, PA 212 F 11, 27, 10, Nr. 20.