St. Petersburg, wahrscheinlich Anfang April 1780
Der Brieftext wurde anhand des Originals kritisch geprüft.
Jakob Michael Reinhold Lenz
Friedrich David Lenz (Dorpat [Tartu])
LKB
2
Hier ein Paar Briefe lieber Bruder! die ich Dir offen zur schleunigsten Bestellung überschicke, damit Du Ihren Innhalt mit erfahrest. Ich habe keinen Augenblick übrig, da ich nun erst die Ausarbeitung an Gen. Purpur machen will u. durch obige Anträge ohnehin noch gezerrt werde. Sollte ich hier bleiben müssen und sonst keine Retirade wissen, so werde ich noch einen kleinen Vorschuß bis zum Herbst etwa in Riga oder Derpt anzusprechen genöthigt seyn. Macht Igelström das mit dem Sachsischen Gesandten, so wär’s was anders. Es muß aber geheim bleiben. Narischkin verspricht mir einen Charakter und wenn ich wiederkomme, einen Platz im Reichskollegio. – Aber es sind Versprechungen Was soll ich wählen. Rathe mir und schreib mir bald.
Empfiehl mich allen guten Freunden, der theuresten Frau Obristin, Past Oldekops vorzüglich. Sag der ersten daß ich mit Hrn Pflug ihrer Frau Schwester die Aufwartung gemacht, aber Herrn Rittmeister Ukräiner noch nicht angetroffen. – Gott wenn ich nach Schweden reisen sollte – – noch weiter – Lebewohl Lieber und rathe Deinem
treuen und betrübten Bruder JMR Lenz.
1
Am linken Rand, vertikal
left
Hunderttausend Grüsse und Küsse Deinem lieben
Nekasaika
und sämtlichen Angehörigen.

2
Herrn
Herrn F. D. Lenz
Oberpastor und Assessor des Consistoriums
zu
Dörpat.
1
Am linken Rand, vertikal
left
Provenienz
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana 5, Nr. 44.