Herder – und es ward das Wort des Herrn zu mir es ist Herder – Kein Mensch hat mir, Vater! etwas Deiner Geschichte erzehlt gehabt – itzt sieh in die Wolken – aber Dich Dich ich schwörs bey dem der oben herrscht, hab ich immer im Busen gehabt dabey – wenn Herder lieben sollte, freyen sollte – müßts ihm so seyn. Und wie heilig wäre mir die Scene mit dem Baum wenn die Wünschelruthe des Dichters historische Wahrheit entblößt haben sollte.
Nimm hier meinen Dank. Am meisten für
die Belehrungen
. Ach ich bin in einer fürchterlichen grausen Einöde lange gewesen. Kein Laut überall edler Empfindung, die aus dem Herzen kommt, die nicht Wiederhall ist. Und mit den Guten, die ich immer die Grossen nenne, durft ich mich noch nicht anbinden. Kann auch, wenn das Gefühl meines Unwerths mich nun verliesse, nach meinem Beruf nicht. Das wirst Du wohl einsehn grosser göttlicher der Männer. Ich webe und wühle unter den elenden Hunden um was aus ihnen zu machen. Daß Aristophanes Seele nicht vergeblich in mich gefahren sey, der ein Schwein und doch bieder war. Du sollst auch die erste
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Abschrift meiner
Wolken bekommen, über welche sich wohl das Blatt umkehren und ich von Sokrates vergiftet werden könnte.
Du hast meine Soldaten, ein Wörtlein Deines Gefühls darüber, zur Stärkung auf der langen dreyjährigen einsamen Reise, die ich mit einem Juden machen werde. – Das ist nach dem strengsten Verstande wahrer Geschichte in den innersten Tieffen meiner Seele aufempfunden und geweissagt. Aber so hoffe ich maskiert, daß das Urbild selber, (das nun kein Herder ist –) sich nimmer wieder darin erkennen wird
Was für Sümpfe habe ich noch zu durchwaten.
Wenn wird
Wenn wird die Zeit kommen da ich Dich von Angesicht sehen werde Herr der Herrlichkeit – in Deinen Erwählten. Ach so lange ausgeschlossen unstet, einsam und unruhvoll. Den ausgestrekten Armen grauer Eltern – all meinen lieben geschwistern entrissen. Meinen
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edelsten Freunden ein Rätzel – mir selbst ein Exempel der Gerichte Gottes, der nie unrecht richtet und selbst wenn er züchtigt, mir einen Heraufblick zu ihm erlaubt. Das hatte ich um Sokrates verdient. – Bedaure mich Herder und liebe mich –
Wie kann ich Dich loslassen? Du der mir zum Trost in diese Einsamkeit herabgesandt worden, mir ein paar Tropfen himmlischer Stärkung zu geben. Schick mir Dein Gesicht – Deiner Frauen Gesicht – Ach wie ich meinen Menoza aus dem Innersten meines Schranks wieder hervorlangte und Gott dankte – denn ich war mutloß daß ich ihn geschrieben und er nicht erkannt worden war. Auch Fromme wenden ihr Antlitz von mir dacht ich –
Ich verabscheue die Scene nach der Hochzeitsnacht. Wie konnt ich Schwein sie auch mahlen. Ich der stinkende Athem des Volks, der sich nie in eure Sphäre der Herrlichkeit zu erheben wagen darf. – Doch soll mirs ein Wink seyn. – O ja auch ich werde mein Haupt aufheben. Daß Du im Coriolan eben die Scene aufnimmst, die ich gestern der Königin übersetzt, über die ich seit drey Tagen brüte.
Es ist als ob Coriolan bey jedem Wort daß er wieders Volk sagte, auf mich schimpfte – und doch kann ich ihn ganz fühlen und all seinen Grundsätzen entgegen handeln.
worthy voices
– das Wort des Herrn – das höchste Ziel alles meines Strebens – ach worthy voices
und es waren doch Philister, aber der Gott hatte sie gezwungen. Sieh das, das – mein Herder –
Laßt mich an euren Busen sinken, erste der Menschen, laßt mich von eurem Ambrosia schlürfen – ach sehn sehn eine Scene der Liebe – wie sie mein Geist nicht ahnden konnte – denn er hatte noch kein Vorbild gesehn.
Jetzt ahnd ich sie besser aber schweige – schweige bis zur grossen ehrenvollen Zeit da ich reden werde zum Volk von den Edlen die unter ihm wandeln, die sein todtes Auge nicht sehen kann. Da ich in ein himmlisches Band sie ziehn und ihm darstellen – stille.
Niemanden was davon. Ich muß Dich und Dein Weib einmal sehn. O ich hab all ihre Briefe an ihre Freundinn aufgehascht. Welche Jagd! – Gott mache mich der Offenbarungen würdig.
Ich werde nicht sterben sondern leben und des Herrn Werk verkündigen
J M R Lenz
Ich befehle Dir den ich anbethe daß Du mir Dein und Deiner Frau und Deines Sohns Gesicht schickest – denn
ich brauche sie.