Straßburg, Anfang Februar 1776 [empfangen am 12. Februar]
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Jakob Michael Reinhold Lenz
Heinrich Christian Boie (Göttingen)
LKB
Heinrich Christian Boie
Empfangen. Den 12 Febr. 1776.


Bester Freund!


Eben jetzt erfahre ich von Me. La Roche, was ich noch nie gewußt, daß sie einen Sohn bey Wiel. im Hause gehabt. Ein Donnerschlag hätte mir nicht empfindlicher kommen können als eine Nachricht, die so viel Beziehung auf meine Pasquinade hat, denn ich wollte eher alles in der Welt als diese Frau oder etwas das ihr angeht beleidigen oder kompromittieren. Können Sie es also auf irgend eine Art machen, daß die Wolken entweder gar nicht oder wenn dies
unmöglich
ist, statt der deutschen Namen die Griechischen aus dem Aristophanes:
Strepsiades und Phidippides
(für Leopold Sauk
etc:
) gesetzt und die Vertheidigung W. gegen die Wolken durchaus
nicht an
diese
angehängt, sondern
detachirt
gedruckt werden als Palinodie nicht als prämeditirte versteckte Apologie derselben. Wie gesagt ich bin über die Nachricht ausser mir denn sie zertrümmert mein ganzes Projekt, das nichts weniger war als irgend eine Privatperson durch meine Possenreissereyen zu beleidigen sondern nur W. aus seinen Schriften turlupiniren wollte.
L.


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am linken Rand, vertikal
left
Wenn der Druck der Wolken ganz inhibirt werden kann, ich gebe was darum. Die Palinodie kann und, muß deswegen doch in die Welt. Desto origineller ist sie. Man kann dazu setzen, der V. habe den Druck der W. verhindert und weil viele sie im Mskpt. gelesen, dies zu seiner Rechtfertigung geschrieben. Ich will nichts dafür.
Heinrich Christian Boie
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am linken Rand, vertikal
left
Provenienz
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana, Sammlung Autographa 1, Nr. 5.