Hannover, 30. April 1776
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Heinrich Christian Boie
Jakob Michael Reinhold Lenz (Weimar)
LKB
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Den 30sten Apr. 76.


Ich schick Ihnen hier die Abhandlung oder Vertheidigung und die Komödie. Mit dem Druck der lezten zumal bin ich wenig zufrieden, aber, ich kann’s weder ändern noch helfen. Die W. sind vernichtet. Ich selbst habe nicht ’mal einen Abdruck. Von diesen beyden hab ich H. Zimmermann, der sich Ihnen empfiehlt, ein Exemplar gegeben. Es sind nur 5 1/2 Bogen geworden, u. ich hab Ihnen 6 Dukaten geschickt. Ich hatte den Druck wie in der Stella bestellt, u. rechnete auf mehr als 6 Bogen. Nach der Meße kommt H. erst hier, u. giebt mir Geld. Ich will mein möglichstes thun, Ihnen mehr zu verschaffen. Aber ich verzweifle. Ich kenne die Buchhändler, u. zumal in diesem Falle, wo wir ihn doch menagiren müßen. Ich selbst
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hab über 1 Duk. Auslage. Wenn Sie mehr Exempl. haben wollen, schreiben Sie an H. nach Leipzig. Von der Vertheidigung ist nun kein Exemplar an W. gegangen.
Ich schicke Ihnen nächstens einen Freund von mir zu, von dem Sie hören können, was ich mache.
Die verlangten Nachrichten sollen Sie haben, aber heut nicht. Sie kosten mich Nachsuchungen, zu denen ich nicht Zeit habe. Ich bin ge
 
wärtig von Schreybereien wegen der Musterungen wie erdrückt.
Daß das Museum in Weymar gelesen wird, freut mich. Wenn ich nur mit keinem Buchhändler zu thun hätte! Der Meinige ist vollends ein Esel, der immer mit-
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sprechen will. Ich hoffe immer mehr intereßante Sachen zu liefern. Im May lesen Sie ja Lenardo und Blandine. Lic. Webers Beiträge sollten uns ganz willkommen seyn, wenn ich an ihn zu kommen wüste. Vergeßen Sie Ihre Freunde nicht!
Wenn Sie Zeit haben, schreiben Sie mir weitläufiger, u. mehr von sich u. Weymar.

Der Ihrige

B.
Provenienz
Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 32, Nr. 7.