Straßburg, 21. September 1776
Der Brieftext wurde sekundär überliefert.
Johann Daniel Salzmann
Jakob Michael Reinhold Lenz (Weimar)
LKB
Mir ist sehr lieb bester Lenz dass Sie mein Schuldner sind ich finde meine Rechnung dabei. Bleiben Sie es immer so lange Sie wollen, so bekomm’ ich doch noch bisweilen ein Vertröstungsbriefgen. Ich denke wann das nicht wäre Sie würden mich gar vergessen.
Was machen Sie und was macht Göthe? Ihr affengesichter! warum erfahr ich nichts was Ihr thut was Ihr schreibt was Ihr herausgebt? Die Soldaten hab ich gelesen und für Ihr Kind erkannt der gute Hauptmann B. ist auch drinn, alles sehr gut. Claudine hab ich auch gedruckt gelesen. Aber die neue Arria und der Sechste Act von Stella, sagen Sie mir doch ob die auch von Göthe sind, so will ichs zu seinen sachen binden lassen. Ihr Auftrag wieviel Bürger und Handwerker in Strasburg sind ist ein bisgen Schwer zu beantworten. Es sind 5300 Bürger ohne die Wittiben deren etwa 5 bis 600 seyn können, aber die anzal der Handwerker ist sehr weitläufig ausfindig zu machen dann es sind auch viele Weiber und viele ohnverburgerte lnnwohner die professionen Treiben jedoch die letzteren ohne Knecht oder gesellen. Ich glaube ihr Leute arbeitet an politischen
projecten
um den Türken aus Europa zu vertreiben oder gar den Mogol vom Thron zu stossen. Wir Strasburger Iassens gern beim alten wie Sie wissen. Da ist man ruhiger dabei. Doch ist meine leztere ohngedruckte Abhandlung über allgemeine oder gesellschaftliche glückseligkeit unvergleichlich gerathen und wenn Ihr mir gut wort gebt so schick ich’s euch Sie ist in der Gesellschaft gelesen und sehr approbirt worden.
Ramond
hat angefangen den Werther zu übersezen – ich glaube er wirds besser machen als alle andere. Ich küsse Sie liebster Lenz.
Küssen Sie Goethe für mich

Salzmann Act.

Der junge Bernhard von
hat
banqueroute
gemacht und davon geloffen sagen Sie das Göthe.
D. 21. 7br.


Herrn
Herrn Lenz bei H. Legations Rath Göthe
in Weimar.
Provenienz
Schmidt, Erich: Lenziana. In: Sitzungsberichte der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Jg. 1901, 41. Stück: Gesammtsitzung, 24. October, S. 1007f.; laut FSt II 263 nach fehlerhafter Kopie.