Wahrscheinlich Berka, 15. November 1776
Entwurf
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Jakob Michael Reinhold Lenz
Henriette von Oberkirch geb. Waldner von Freundstein (Straßburg)
LKB
Oserois je enfin Madame accompagner l’incluse du Sieur Wieland de quelques lignes seulement pour vous temoigner l’excès de joie et de satisfaction que j’ai du ressentir en Vous voyant assez de confiance en moi de me faire le porteur de la lettre que Vous aviez la bonté de lui envoyer. Jamais je ne vis un homme etonné comme il le fut de ce que Vous aviez
voulu
faire tant de cas d’un rien come il s’exprimoit et il vous prie d’agreer la continuation de ce petit poëme que votre approbation
que reellement sa modestie l’a jusqu’ici empeché d’en sentir tout le prix
lui rend d’autant plus cher a lui même. En vain j’ai
 
l’assurer que j’etois
en cela parfaitement
de Votre avis et que je le prenois tout de bon pour son chef d’oeuvre, il s’obstina
d’autant
plus
toujours
que ce n’etait qu’indulgence de votre part qui
 
Vous en fit juger si
 
preferablement. Je pense que le meilleur moyen de le tirer de son aimable erreur sera de vouloir bien me permettre que je continuasse de Vous envoyer tous les suites du Mercure;
en même temps
et quoiqu’
il m’ait defendu de Vous
dire
qu’ils viennent de lui
afin que Vous ne
les critiquiez
plus
trop favorablement,
je ne saurois Vous le
deguiser, mais je Vous supplie en meme tems au grace
de vouloir bien
m’instruire
par complaisance
avec le
 
moins de
 
circonspection
possible
sans la moindre circonspection
et sans aucun
egard pour lui vous fiant tout a ma discretion, de
tout
ce que peut-etre Vous pourriez trouver a desirer en quelques endroits de son poëme, je ne manquerai pas de lui donner la dessus des avis dont il profitera. Pardonnez Madame cet enthousiasme pour mon ami et pour cet art
 
ou
de jour en jour il fait de nouveaux progres, quoique on auroit cru qu’il en avoit deja atteint le sommet
plus haut degré
de perfection. Plut a Dieu que dans le siecle ou nous sommes Vous ne voudriez pas etre inexorable d’accorder a l’Enthousiaste le plus desinteressé et le plus circonspect le bonheur de Vous admirer autant dans Vos lettres qu’il a fait jusqu’ici dans une Silhouette quoique mal copiée cependant suffisante a rapeller a son imagination les momens adorables ou il a joui du bonheur de Vous voir et de Vous entendre Mr. Lav. m’a depuis ce tems envoyé une autre de sa physiognomie, dont je ne suis pas non plus satisfait. Et quel artiste pourroit rendre ces traits qui a la verité ne sont que pour la pensée. J’ose esperer que Vous ne voudriez pas Vous facher de la delicatesse de mon ami W. que je viens de trahir en le decouvrant, ayez la grace de ne pas me rendre la pareille et d’agreer ce que je viens proposer de sa part desus
Provenienz
Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 33, Nr. 4; Entwurf.
Übersetzung
Ich wage es schließlich, Madame, der Beilage von Herrn Wieland nur einige Zeilen hinzuzufügen, um Ihnen das Übermaß an Freude zu bezeugen, das ich empfand, als ich sah, dass Sie genug Vertrauen in mich haben, um mich zum Überbringer des Briefs zu machen, den Sie ihm gütigerweise geschickt hatten. Ich habe nie einen so erstaunten Mann wie ihn gesehen, er war erstaunt darüber, dass Sie so viel Wert auf etwas so Nichtiges legen, wie er sich ausdrückte, und er bittet Sie, die Fortsetzung des kleinen Gedichtes anzunehmen, dass Ihr Zuspruch ihm umso teurer macht, da seine Bescheidenheit ihn in der Tat daran gehindert hat, dessen ganzen Wert zu empfinden. Ich habe vergeblich versucht, ihm zu versichern, dass ich darin völlig Ihrer Meinung war und ich es ernstlich für sein Meisterwerk hielte, er beharrte immer darauf, dass es nur Nachsicht Ihrerseits wäre, die Sie so günstig darüber urteilen ließ. Ich denke, das beste Mittel, ihn aus seinem liebenswerten Irrtum zu befreien, wird es sein, mir zu gestatten, dass ich Ihnen weiter alle Fortsetzungen des Merkur schicke; und obgleich er mir, um zu verhindern, dass Sie diese allzu günstig beurteilen, untersagt hat, Ihnen zu mitzuteilen, dass sie von ihm kommen, vermag ich nicht zu verhehlen, dass ich Sie gleichzeitig inständig um die Gnade bitte, mir gefälligerweise mit so wenig Zurückhaltung wie möglich und ohne Rücksicht auf ihn und ganz im Vertrauen auf meine Diskretion alles mitzuteilen, was Sie möglicherweise an einigen Stellen seines Gedichts vermissen könnten, ich würde es nicht versäumen, ihm meine Ansichten zu unterbreiten, was ihm nutzen wird. Verzeihen Sie, Madame, diese Begeisterung für meinen Freund und für diese Kunst, in der er Tag für Tag neue Fortschritte macht, obwohl man glauben könnte, er habe bereits den Gipfel, den höchsten Grad an Vollkommenheit erreicht. Gebe Gott, dass Sie in unserem Jahrhundert nicht so unbarmherzig sein werden, dem eigennützigsten und vorsichtigsten Enthusiasten das Glück zu verweigern, Sie in Ihren Briefen ebenso zu bewundern, wie er es bis jetzt in einer Silhouette getan hat, die zwar schlecht gestochen ist, aber doch ausreicht, um seiner Einbildungskraft die reizenden Momente in Erinnerung zu rufen, in denen er das Glück genossen hat, Sie zu sehen und zu hören. Herr Lav. hat mir in der Zwischenzeit eine weitere aus seiner Physiognomik geschickt, mit der ich ebenso wenig zufrieden bin. Welcher Künstler könnte diese Züge wiedergeben, die in Wahrheit nur für das Denken sind. Ich wage zu hoffen, dass Sie sich nicht über das Zartgefühl meines Freundes W. ärgern, den ich eben durch Enthüllung verraten habe, seien Sie so gütig, es mir nicht mit Gleichem zu vergelten und billigen Sie, was ich oben im Hinblick auf ihn gerade vorgeschlagen habe