Straßburg, 11. März 1776
Der Brieftext wurde anhand des Originals kritisch geprüft.
Jakob Michael Reinhold Lenz
Heinrich Christian Boie (Hannover)
LKB
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Den 11ten Merz 76.


Wie wär’ es bester Freund! wenn Sie Die Freunde machen den Philosophen dem Herrn Leibarzt Zimmermann gäben (der mich schon darum angesprochen), daß er Sie bey Reichen in
Leipzig noch auf die Ostermesse könnte drucken lassen. Von dem Honorario gäb’ er Ihnen soviel für Ihren Freund Herr Hellwieg ab, als ihm der Druck der Wolken gekostet,
„zugleich
versprächen Sie ihm aufs heiligste ein ander Stück
von mir das vielleicht gegen Michael fertig wird
gewiß, kann ich sagen, da es nur noch an der letzten Hand fehlt die ich dran lege“

Es wäre mir aus Ursachen die auch Herr Leibarzt Zimmermann weiß lieber die Freunde diese Ostern in Leipzig erscheinen zu sehen überdem muß ich Ihnen aufrichtig gestehen daß ich gegenwärtig durch Schulden und andere wunderbare Verwickelungen mich in einer Geldnoth befinde die
üble Folgen
auf mein ganzes künftiges Schicksal haben könnte. Umarmung.
Lenz.

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Herr Reich würde vielleicht auch die Correktur, Pappier und Vignetten besser besorgen können und bey meinem ersten Wiedereintritt in das Publikum seit meinen verdrieslichen Autorhändeln muß mir daran gelegen seyn. Wie befinden Sie sich in Ihrem neuen Zusammenhange. Die Nähe des Herrn Leibarzt Z. wird Ihnen sehr erquicklich seyn. Machen Sie diesem verehrungswürdigen Mann meine wärmste Empfehlung. Auch Herrn Hellwieg empfehlen Sie mich.

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Könnte ich auf das möglichst geschwindeste ein Exemplar der Vertheidigung W. sobald es schwarz auf weiß ist (oder vielmehr einige) bekommen, ich bin ihrer höchstbedürftig, besonders da ich Wielanden selber davon geschrieben und ihn von der Wahrheit meiner guten Gesinnungen gegen ihn überzeugen möchte.
Die Wolken sind doch schon
so gut als vernichtet
worden? Ich stütze mich auf Ihr Wort.
Wollten Sie allenfalls sich selber die Mühe nehmen Herrn Wieland ein Paar Vertheidigungen ohne Namen und Ort zuzuschicken, damit er sie desto eher bekommt und sein Mißtrauen gegen uns entwaffnet wird.
Womit habe ich es bey Ihnen verdient Sie so dreist mit meinen Commissionen zu beschweren. Sie einen Mann im Amt,
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ein wirksames Glied des Staats mit den Commissionen eines Ebentheurers. Doch hoffe ich wird es Sie
am Ende
nicht gereuen, sich mit mir abgegeben zu haben.
Ihr Musäum dürfen Sie nur dem ersten besten Buchhändler herschicken, für den Abg
stehe ich Ihnen. Etwa Herrn
Stein
oder Herrn
Bauer
oder beyden, zugleich legen Sie noch einige Anzeigen für die auf dem Lande und in den andern Städten von Elsaß befindliche dabey, auch für Mümpelgard die Schweitz hinunter wo ich überall Zusammenhang habe.
Auch dafür werde ich Sie künftig schon mit mehrerem versorgen. Keine Erzehlung wie Zerbin aber ein kleiner Roman in Briefen von mehreren Personen, der einen wunderbaren Pendant zum Werther geben dürfte. Doch ist alles dies nur noch Entwurf. Von Fremden aber hab ich manche interessante Aufsätze liegen. Melden Sie mir doch gütigst mehr literarische Neuigkeiten.

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Herrn
Herrn Staabssekretär
Boje

in
Hannover

abzugeben im
Churhut
bey der Post.
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Provenienz
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana, Sammlung Autographa 1, Nr. 9. Textverlust durch Ausriss.