Weimar, Ende Juni 1776 [bald nach dem 17. Juni]
Entwurf
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Jakob Michael Reinhold Lenz
Anna Marie Laudt und Susanne Margareta Laudt (Straßburg)
LKB
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Wenn Sie beste Jungfer Laudt mir in Strasb. oder der Gegend herum doch einen französischen Bedienten zuzurekommandiren wüßten, würden Sie mich außerordentlich verbinden. Er darf kein Wort Teutsch können und wird bloß dazu angenommen mit den Kindern meines Bruders in Liefl. französisch zu schwatzen. Er bekommt seine Liverey, alle kleinen Kleidungsstücke, ganz freye Station und die freye Reise von Strasb. nach Lübek zu Lande und sodann zu Wasser nach Pernau. Er darf selbst fadem wieviel er 'bis Lübeck verlangt, muß aber freilich mir Sicherheit stellen daß er das Geld nicht sonst verthut. Zudem giebt ihm mein Bruder 20 bis 25 Rubel jährlich Gehalt, welches in Liefland, wo man fast gar kein Geld braucht, viel sagen will
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Dagegen engagirt er sich 3 Jahr bey ihm zu bleiben, weil mein Bruder die Kosten nicht gern umsonst tragen will. Widrigenfalls ihm das Reisegeld am Gehalt abgezogen wird. Er hat dafür auf der Gotteswelt nichts zu thun als die Kinderchen ein bisgen zu frisieren mit ihnen zu schwatzen und bey Tisch aufzuwarten. Vielleicht wissen Sie oder Herr Salzm. oder einer von den andem Herrn bey Tisch einen solchen Menschen, besonders unter den abgedankten Soldaten oder sonst. Am besten ist wenn er kein Wort Teutsch kann. Seyn Sie so gütig wenn sich ein solcher findt und melden mir ob er sich dazu versteht und was er noch sonst zu fodern haben könnte. Vielleicht werden der Herr Notär am ersten in dem Stück mir einen gütigen Bericht ertheilen können, wofür meine Verbindlichkeit gegen ihn desto größer seyn wird.
Provenienz
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana 5, Nr. 16; Entwurf.