Bern, 7. August 1777
Der Brieftext wurde anhand des Originals kritisch geprüft.
Jakob Michael Reinhold Lenz
Johann Caspar Lavater (Zürich)
LKB
Bern d. 7 August 1777
εν πιστει
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Lavater! ich bin hier in einem theuren Wirthshause und ohne Geld – und erwarte von Dir – daß Du mir gleich nach Ansicht dieses eine Louisd’or und einen Dukaten zuschickest Schiebst Dus einen Posttag auf, so gerath ich in Schulden und andern Händeln die noch schlimmer sind. Wie ich hie hergekommen, frag nicht, alles das läßt sich im Briefe nicht füglich sagen. – Ich hoffe Schlosser hat Dir für mich schon Geld von Weygandt zugeschickt; ists geschehn, so wieg ich Deinem Arm desto weniger, der mich in dem Fall in dem ich itzt bin, ganz allein stützen kann
Ich werde nicht in Zürich bleiben können. Ausgenommen daß vor der Hand – meine Wirthschaftsumstände dort richten werde und mir deshalb ein acht Tage Aufenthalt in Deinem Hause ausbitten muß. Kanns aber nicht seyn so sags nur ohne Rückhalt,
denn Du bist ohnehin geplagt genug.
Deine jetzige Hülfe aber muß ich haben, weil auf die Schleunigkeit derselben eine unendliche Menge Nebenumstände beruhet, die für mich eben sowohl von den besten als von den entsetzlichsten Folgen seyn könnten
Lenz.
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Am linken Rand, vertikal
left
Ich habe mich hinter Sitten von Hohenthal getrennt, von dem ich kein Geld habe nehmen wollen.

Meine Adresse ist in der Krone zu Bern. Ich verlasse mich drauf, aufs späteste künftigen Donnerstag als den 14ten eine Antwort von Dir zu haben, wie mir Pestalotz der Jüngere, der diesen Brief mitnimmt, versichert hat. –
Gegenwärtigen Zettel laß doch Bester – Kaisern – aber nicht dem Römischen –
aufs geschwindeste
zukommen. Vielleicht will er meine Adresse, die ich ihm zu geben vergessen, alsdenn bitte sie ihm zu sagen.
a rivederti.
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Am linken Rand, vertikal
left
Provenienz
Zürich, Zentralbibliothek, RP 20, Nr. 25.